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Erfahrungsbericht Schwertcamp 2017


von Liliane Weis (Gießen)

Kampfkunst, Körper und Kultur


Liliane Weis (links) von Verein Historischen Fechten Gießen e.V.

Paul Becker wurde vom Verein für Historisches Fechten in Gießen, in welchem ich regelmäßig trainiere, im Herbst 2016 zur Durchführung eines Wochenendseminars eingeladen. Schon damals fand die Art und Weise, wie Paul das Seminar gestaltete, großen Anklang. Es motivierte sogar weiter, zu Wochenendseminaren von Paul in den Harz zu fahren und somit sein eigenes Wissen und seine Expertise an ausgewählten Themen über das historische Fechten weiter auszubauen. Es bildeten sich aus den Seminaren Bekanntschaften mit weiteren Schülern, die regelmäßig bei Paul Unterricht nehmen. Daraus entstand der Wunsch nach längeren Trainingseinheiten, die auch über zwei Seminartage hinausgehen und auf den bereits vermittelten Trainingseinheiten aufbauen.


Paul versuchte diese Idee in einem fünftägigen Seminar unter der Woche umzusetzen. Und dieses Schwert Camp 2017 gelang ihm mit Erfolg. Es lag ein strukturierter Plan vor, der nur wenig Wünsche offenließ. Die örtliche „Basis“ bildete hierfür die Wasserburg in Heldrungen, welche zu einer wundervollen, gut geführten und gepflegten Jugendherberge umfunktioniert wurde und im Burghof ausreichend Platz für das ungestörte Schwingen des Schwertes ließ. Hier wurde auch für das leibliche Wohl gesorgt, was in einer sportlich aktiven Woche nicht vernachlässigt werden durfte. Jeder Tag beinhaltete mehrere Stunden an praktischem Training. Hierbei griff Paul auf die bereits vermittelten Inhalte der Wochenendseminare zurück und baute zusätzlich noch weiter darauf auf. Es gelang sehr gut, dass Altes wiederholt und Neues Zeit bekommen konnte, um verinnerlicht zu werden. Zusätzlich gab es auch Schwerpunkte hinsichtlich Ausgleichsgymnastik, Krafttraining, Dehnübungen sowie Bogenschießen als sinnvolle Ergänzung im Sinne eines Konzentrationstrainings und als gegensätzliche Bewegung/Ausgleichsbewegung (Öffnen des Brustkorbs durch zusammenziehen der Schulterblätter) zur stets nach vorne gebeugten Fechthaltung.

Damit die Trainingseinheiten auf Dauer nicht zu fad wurden, wurde regelmäßig die Umgebung der Übungen gewechselt. Durch kurze Autofahrten und die Mitnahme der wichtigsten Fecht-Ausrüstung fanden Trainingseinheiten in den Kulissen mehrerer Burgruinen statt.

Trainingsorte

Auch der Kopf konnte eine Auszeit von den doch auch kognitiv anspruchsvollen Trainingsinhalten bekommen, indem er mit kulturellen Inhalten der Region gefüttert wurde, wie z.B. mit einer Führung auf dem Kyffhäuserdenkmal. Am vierten Tag konnte der Körper sich von den Anstrengungen der vorangegangenen Tage beim Besuch einer Therme erholen und entspannen. Dies war auch nötig, da am letzten Tag auch Schnitttests mit scharfem Schwert und Tatami-Matten durchgeführt wurden. Hier war nochmal Konzentration und Präzisionsarbeit gefragt.

Die Therme

Der schiefe Kirch-Turm von Bad Frankenhausen


Während der fünf Tage wurde den Teilnehmern genügend Freiraum für das persönliche Befinden gelassen, sodass auch das Wahren der eigenen Grenzen in der doch körperlich sehr fordernden Woche mit gutem Gewissen möglich war. Paul ging individuell auf Anliegen der einzelnen Teilnehmer ein und richtete je nach Wunsch auch ein individuelles Feedbackgespräch zur persönlichen Weiterentwicklung im historischen Fechten ein. Die Gruppe war eine sehr offene und rücksichtsvolle, sodass auch noch nicht bekannte Gesichter schnell miteinander vertraut werden konnte und anregende Diskussionen möglich waren. Die Tage wurden abends jeweils im gemütlichen Beisammensein, mal im Speisesaal der Burg oder an einem Lagerfeuer, beendet.

Insgesamt, war es ein rundum gelungenes und abwechslungsreiches Seminar, zu welcher hauptsächlich die gute Planung und Strukturierung von Paul beitrug, aber auch die Unterstützung durch Patrick (Schmied und „Kooperationspartner“) und die wohlwollende und motivierte Gruppe. Ein jeder konnte bestimmt mit vielen kleinen Erfolgserlebnissen nach Hause gehen, die im Großen und Ganzen weiter Lust auf die Fortführung des Fechtens machen. Die Teilnahme im nächsten Jahr ist definitiv fest eingeplant!

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