top of page
RSS Feed

Artikel

Das SYSTEM LICHTENAUER


Didaktik, Methodik und Kommunikationsstruktur in den Zedeln und den dazugehörigen Glossen der Lichtenauerlehre folgen einer festen Struktur. Die Glossen zu den "Stücken" haben dabei eine besondere Bedeutung.

Die "Stücke" in den Überlieferungen der Kampfbücher des 14. bis 16. Jahrhunderts sind die Verknüpfung von festen Prinzipien der damaligen Kampfkunstkultur. Jedes Stück setzt verschiedenen Prinzipien so zusammen, das bestimmter Schwerpunkte für das jeweilige Stück ersichtlich werden sollen. Einige Prinzipien werden in den Zedeln und Glossen erwähnt und zum Teil auch beschrieben. Andere werden durch eine Grundlagenausbildung vorausgesetzt. Wie jede soziale Gruppe haben auch die Kämpfer jener Zeit ein bestimmtes Fachvokabular, das nur Mitglieder dieser Gruppe im Detail verstehen konnten. Dieses Fachvokabular reicht sogar über die jeweiligen Traditionslinien hinaus. Gerade für die grundlegenden Prinzipien sind die Fachbegriffe übergreifend gleich. Dazu gehören etwa Begriffe wie "winden/wenden" oder "abnehmen".

Hinzu kommt eine feste Lehrstruktur vom Ringen, zur Einhandwaffe und dann zum Langen Schwert. Viele Fachbegriffe kommen aus dem Ringen zum Fechten.

​​


Diese Taxonomie habe ich seit Jahren auch hier in Nordhausen für meine Unterrichte übernommen. Ich nannte und nenne es "SYSTEM LICHTENAUER". Dabei lege ich hohen Wert darauf, dass mein Unterricht sowohl theoretisch als auch praktisch stets die grundlegenden Prinzipien der lichternauerschen Bewegungslehre vom waffenlosen hin zur Waffe verdeutlicht und übt. Diese Bewegungslehre findet sich auch in späteren Werken wieder, da sie zentrale körperliche oder waffentechnische Problemstellungen beantwortet, mit denen der Kämpfer konfrontiert wird. Zum einen wurden diese durch die Lehrtradition auch in das 16. Jahrhundert und später weitergegeben. Zum anderen handelt es sich um unumgängliche physikalische bzw. mechanische Gesetzmäßigkeiten von Körper und Waffe, die stets gleich bleiben werden, solange sich der menschliche Körper nicht grundlegend ändern wird.

In meinem Unterricht verwende ich daher Methoden, mit welchen ich jedes Prinzip der Lehre und jede Technikfolge zuerst waffenlos verständlich mache und übe, um das Bewegungsverständnis zu verbessern und natürlich auch die Grundlagen dieser Kampfkultur, das Ringen, zu fördern.

Es geht also darum die Prinzipien zu erlernen. Denn wer die grundlegenden Prinzipien mit ihrem Fachvokabular versteht und beherrscht, der versteht die Stücke der Fecht - & Ringbücher sehr schnell und kann die Prinzipien irgendwann nach Bedarf miteinander verknüpfen und ist auf keine festen Stücke angewiesen, sondern kann auf Situationen angemessen reagieren und Prinzipien nach ihrem Nutzen einsetzen. Denn die Glossen zu den Stücken sind nichts anderes als eine sinnvolle, beispielhafte Verknüpfung von Prinzipien in einem ausgewählten Fallbeispiel, um die Lernziele des jeweiligen Zedel für den Leser in Erinnerung zu rufen. Daher macht es auch Sinn diese Stücke in Form von Solo- & Partnerübungen zusätzlich fest einzuüben.

Aus dem japanischen gibt es dazu ein sehr interessanten Video, welches eine ähnliche Methodik Bewegungen zu lehren verdeutlichen soll. https://www.facebook.com/diendanvothuat/videos/828973607149029/ (Leider ist das Video nur per Facebook zu sehen)


bottom of page